Du warst weg, Wochen, Monate, warst bei ihr. Hinter den eineinhalb Metern Glasscheibe zieht die Welt vorbei – durch irgendein Land, Zugfahrt, irgendeinem Ziel entgegen. Angst macht dir nur der Gedanke, dass er irgendwann anhält, der Zug. Dass du irgendwann wieder tief in dem „9 bis 5“-Ding steckst. Hinter dir liegen Tage der Tortur, jede Sekunde davon ertragbar. Faul-süße Hoffnung macht Schmerz zum Kampf für das Gute – zumindest in deinem Kopf. Vorbei. In deiner Brust dampft ein Klumpen teerige Schlacke. Die Schlacht: verloren. Gelegt hat den Schwelbrand die Frau, von der du glaubst, sie zu lieben. Draußen zieht die Welt weiter. Vorbei. Du lächelst. Die letzte Folge der miesen Seifenoper – zu Ende, mit großem Finale. Weggelassen wurde nur das Happy End.
Mit ihr warst du dir sicher. Noch nie warst Du dir sicher. Mit ihr hätte es funktionieren können. „Be bold“ sagen sie immer. Alles auf eine Karte. Das hast du gemacht. Doch diese verschissene Welt ist keine verdammte Drama-Serie. Alles auf eine Karte. Das Ergebnis nach Wochen des Zitterns, nach Ungewissheit, die einen Menschen in den Wahnsinn treibt: Der „Knock Out“-Punch. Mit dem Baseballschläger – direkt in die Nüsse. Dein Ego winselt am Rand einer Kellertreppe. Zurück auf Null.
Verdammt du bist zu alt für das Spiel. Drei Stunden Smalltalk, Zungentango, ab ins Bett. Sieht man sich wieder? Eher nicht. Vielleicht hatte der Mann mit den schicken Zitaten recht. Vielleicht ist ein Morgen der Verlegenheit besser als die Nacht allein im Bett. Aber verdammte scheiße, es wäre doch irgendwann wieder schön gewesen, sich nicht jemand anderen vorzustellen, wenn Du dein Gesicht in den Haaren eines Mädchens vergräbst, bevor sich Deine Augen schließen.
Das Land hinter der Glasscheibe rast weiter. Brustkorb hebt sich, Brustkorb senkt sich, von vorn. Mit dem Ende der Hoffnung kommt das Ende der Ungewissheit. Dein Lächeln klebt immer noch im Gesicht. Du dachtest der Wahnsinn holt dich, sollte die Oper weitergehen. Dein Kopf sagt: endlich aus, Freiheit. Der Teerklumpen wartet weiter auf Staffel 2.